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Ortsfeste elektrische Anlagen

Ortsfeste elektrische Anlagen sind fest installierte elektrische Systeme in Gebäuden oder anderen Bauwerken. Sie umfassen unter anderem elektrische Leitungen, Schaltanlagen, Steckdosen, Beleuchtungssysteme und andere elektrische Betriebsmittel, die dauerhaft an einem bestimmten Standort installiert sind und nicht ohne weiteres bewegt werden können. Sie bilden die Grundlage für die sichere und effiziente Nutzung elektrischer Energie in Wohnhäusern, Gewerbebetrieben, Industrieanlagen und öffentlichen Gebäuden

Bestandteile

Ortsfeste Elektrische Anlage

Eine ortsfeste elektrische Anlage besteht in der Regel aus folgenden Komponenten:

  • Einspeisepunkt: Der Punkt, an dem die elektrische Energie in die Anlage eingespeist wird, z. B. der Hausanschlusskasten oder eine Trafostation in industriellen Anwendungen.

  • Verteilungen und Schaltanlagen: Diese dienen zur Steuerung und Verteilung des elektrischen Stroms innerhalb der Anlage. Sie beinhalten Sicherungen, Schutzschalter, Relais und Steuerungskomponenten, die den Betrieb und Schutz der Anlage gewährleisten.

  • Leitungsnetze: Kabel und Stromschienen, die die elektrische Energie zu den Verbrauchern transportieren. Die Auswahl der Leitungen erfolgt nach Spannung, Stromstärke und den jeweiligen Umgebungsbedingungen.

  • Schutz- und Sicherheitseinrichtungen: Dazu gehören Sicherungen, Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter), Überspannungsschutzgeräte und Brandschutzmaßnahmen, die Überlastungen oder Kurzschlüsse verhindern.

  • Verbraucher: Angeschlossene Geräte und Anlagen wie Beleuchtung, Steckdosen oder Maschinen, die elektrische Energie nutzen.

Vorschriften und Normen

Die Errichtung und der Betrieb ortsfester elektrischer Anlagen unterliegen nationalen und
internationalen Vorschriften. Diese stellen sicher, dass elektrische Installationen sicher sind und
keine Gefahr für Menschen oder Gebäude darstellen. Zu den wichtigsten Regelwerken gehören:

  • DIN VDE 100: Bestimmungen für das Errichten von Niederspannungsanlagen, die Vorgaben zu Schutzmaßnahmen, Kabelverlegung und Schaltanlagen enthalten.

  • IEC 60364 – Internationale Norm für elektrische Installationen in Gebäuden, die europaweit
    als Grundlage für die nationale Gesetzgebung dient.

  • DGUV Vorschrift 3: Unfallverhütungsvorschriften für elektrische Anlagen und
    Betriebsmittel, die insbesondere in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen
    verpflichtend sind.

  • BGB und BetrSichV – Gesetzliche Grundlagen für die Instandhaltung und Sicherheit
    elektrischer Anlagen, die Arbeitgeber zur regelmäßigen Prüfung und Wartung verpflichten.

Techniker repariert Herd

Sicherheitsaspekte

Ortsfeste elektrische Anlagen müssen höchsten Sicherheitsanforderungen genügen, da sie oft über Jahrzehnte in Betrieb bleiben und von einer Vielzahl von Menschen genutzt werden. Wesentliche Sicherheitsaspekte sind:

Bedeutung des Schutzes vor elektrischem Schlag

Der Schutz vor elektrischem Schlag ist eine der wichtigsten Sicherheitsmaßnahmen in elektrischen Anlagen, da Stromunfälle schwerwiegende Verletzungen oder sogar tödliche Folgen haben können. Um das Risiko eines elektrischen Schlags zu minimieren, kommen verschiedene Schutzmaßnahmen zum Einsatz. Diese Maßnahmen sind darauf ausgelegt, das Berühren von spannungsführenden Teilen zu verhindern, elektrische Ströme sicher abzuleiten und im Fehlerfall eine automatische Abschaltung der Stromversorgung zu gewährleisten.

Schutz durch Isolierung

elektrischer-Schlag

Ein grundlegender Schutzmechanismus gegen elektrischen Schlag ist die Isolierung. Alle
elektrischen Leitungen und Betriebsmittel sind mit einer schützenden Isolationsschicht versehen,
die das Berühren spannungsführender Teile verhindert. Diese Isolierung besteht meist aus
Kunststoff oder anderen nicht leitenden Materialien, die eine hohe elektrische Widerstandsfähigkeit
aufweisen. Zusätzlich werden bei besonders sicherheitskritischen Anwendungen doppelte oder
verstärkte Isolierungen verwendet, um ein Höchstmaß an Schutz zu gewährleisten.

Voltmeter

Schutzerdung und Potentialausgleich

Ein weiteres essenzielles Sicherheitskonzept ist die Schutzerdung. Hierbei werden elektrische Anlagen gezielt mit der Erde verbunden, um gefährliche Berührungsspannungen zu vermeiden. Durch die Erdung können im Fehlerfall Ströme sicher abgeleitet werden, sodass das Risiko eines Stromschlags reduziert wird.


Ergänzend zur Schutzerdung wird der Potentialausgleich eingesetzt. Dabei werden leitfähige Bauteile und Metallkonstruktionen innerhalb einer Anlage elektrisch miteinander verbunden, um Spannungsdifferenzen zu eliminieren. Dies sorgt dafür, dass keine gefährlichen Spannungen zwischen verschiedenen Bauteilen auftreten können, die eine Person bei Berührung durchströmen könnten.

Schutzerdung und Potenzialausgleich

Fehlerstromschutzschalter (RCDs)

Fehlerstromschutzschalter (Residual Current Devices, RCDs) sind eine der effektivsten Schutzmaßnahmen gegen elektrische Schläge. Sie überwachen den Stromfluss in einer elektrischen Anlage und unterbrechen die Stromversorgung sofort, wenn eine Abweichung festgestellt wird.
Eine solche Abweichung tritt beispielsweise auf, wenn ein Teil des Stroms durch eine Person oder ein defektes Gerät zur Erde abfließt. Durch die schnelle Abschaltung des Stromkreises wird die Gefahr eines tödlichen Stromunfalls erheblich reduziert.

Fehlerstromschutzschalter sind insbesondere in Haushalten, Feuchträumen und medizinischen Einrichtungen vorgeschrieben, da hier das Risiko eines elektrischen Schlags besonders hoch ist.

Fehlerstromschutzschalter

Schutz durch Kleinspannung

In bestimmten Bereichen werden Niederspannungssysteme (z. B. 12V oder 24V) eingesetzt, um die Gefahr eines elektrischen Schlags zu  minimieren. Diese Systeme arbeiten mit so niedrigen Spannungen, dass im Falle eines Kontakts mit spannungsführenden Teilen keine lebensgefährlichen Stromstärken auftreten. Kleinspannungssysteme kommen häufig in sicherheitskritischen Bereichen
wie Baustellen, Schwimmbädern oder in der Medizintechnik zum Einsatz.

Brandschutzmaßnahmen in elektrischen Anlagen

Elektrische Anlagen können eine potenzielle Brandquelle darstellen, wenn sie nicht ordnungsgemäß installiert oder gewartet werden. Deshalb sind vorbeugende Maßnahmen entscheidend, um Brände durch elektrische Fehler zu verhindern.

Einsatz von Brandschutzschaltern (AFDDs)

Brandschutzschalter (Arc Fault Detection Devices, AFDDs) erkennen gefährliche Fehlerlichtbögen, die oft unbemerkt entstehen und Brände verursachen können. Diese Schalter analysieren das Stromverhalten und schalten den betroffenen Stromkreis ab, bevor ein Brand entsteht. Sie sind insbesondere in Bereichen mit erhöhter Brandgefahr, wie Holzhäusern oder Lagerhallen, von großer Bedeutung.

Verwendung von schwer entflammbaren Kabeln und Gehäusen

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Brandschutzes ist die Verwendung von halogenfreien und feuerbeständigen Kabeln sowie von schwer entflammbaren Gehäusen für elektrische Installationen. Diese Materialien minimieren im Brandfall die Freisetzung toxischer Gase und verringern die Brandausbreitung.

Einhaltung der Brandschutzabstände

Elektrische Installationen müssen von brennbaren Materialien entfernt installiert werden, um das Risiko einer Brandübertragung zu reduzieren. In industriellen und öffentlichen Gebäuden gibt es spezifische Vorschriften zur Einhaltung von Mindestabständen zwischen elektrischen Anlagen und
brennbaren Baustoffen.

Prüfung und Wartung

Regelmäßige Prüfungen und Wartungen sind gesetzlich vorgeschrieben, um sicherzustellen, dass alle Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Die Prüfungen umfassen:

Erstprüfung vor Inbetriebnahme

Bevor eine elektrische Anlage erstmals in Betrieb genommen wird, muss eine umfassende Sicherheitsprüfung erfolgen. Dabei werden unter anderem die Schutzmaßnahmen überprüft, die Isolationswiderstände gemessen und die korrekte Verdrahtung kontrolliert.

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Wiederholungsprüfungen

Je nach Nutzung und Umgebung sind regelmäßige Wiederholungsprüfungen erforderlich. Die Intervalle für diese Prüfungen variieren und liegen typischerweise zwischen einem und fünf Jahren.
In besonders sicherheitskritischen Bereichen, wie Krankenhäusern oder Industrieanlagen, sind häufigere Prüfungen vorgeschrieben.

Thermografische Untersuchungen

Eine effektive Methode zur frühzeitigen Erkennung von Überhitzungen und möglichen Brandgefahren ist die thermografische Untersuchung. Mittels Wärmebildkameras lassen sich defekte oder überlastete elektrische Bauteile identifizieren, bevor sie zu einem Ausfall oder Brand führen.

Anwendungsbereiche

Schutzmaßnahmen gegen elektrischen Schlag finden Anwendung in nahezu allen Bereichen des
täglichen Lebens:

 

  • Wohngebäude: Elektroinstallationen für Haushalte, Beleuchtung, Steckdosen und Netzwerke müssen sicher ausgeführt sein.

  • Gewerbe und Industrie: In Produktionsanlagen, Serverräumen und Hochspannungsschaltanlagen sind umfangreiche Schutzmaßnahmen erforderlich.

  • Öffentliche Einrichtungen: Krankenhäuser, Schulen, Flughäfen und Bahnhöfe setzen strenge Sicherheitsstandards um.

  • Infrastruktur und Verkehr: Straßenbeleuchtung, elektrische Ladestationen für Fahrzeuge und Bahnstromversorgung erfordern umfassenden Schutz gegen elektrische Gefahren.

Kennzeichnung und Dokumentation

Eine detaillierte Kennzeichnung und Dokumentation elektrischer Anlagen ist essenziell für die Wartung und Sicherheit. Dies umfasst:

  • Schaltpläne und Prüfprotokolle: Diese müssen verfügbar sein und regelmäßig aktualisiert werden, um eine sichere Instandhaltung zu gewährleisten

  • Kennzeichnung von Schaltanlagen und Leitungen: Eine eindeutige Kennzeichnung ermöglicht eine schnelle Identifikation von Komponenten, was die Fehlersuche erleichtert.

  • Anlagenbuchführung: Eine regelmäßige Prüfung elektrischer Anlagen gemäß VDE 0105-100 und DGUV Vorschrift 3 sichert den normgerechten Zustand und dokumentiert durchgeführte Wartungsmaßnahmen.

Nur mit vollständiger Dokumentation gilt die elektrische Anlage als ordnungsgemäß abgenommen.

Fazit

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Ortsfeste elektrische Anlagen sind essenzielle Bestandteile moderner Infrastruktur. Die richtige Planung, Installation und regelmäßige Prüfung gewährleisten einen sicheren Betrieb und eine lange Lebensdauer. Fachgerechte Schutzmaßnahmen und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften sind entscheidend für die Sicherheit von Personen und Gebäuden. Durch moderne Technologien wie smarte Stromnetze und IoT-gestützte Überwachung können elektrische Anlagen zunehmend
effizienter und sicherer gestaltet werden.

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