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Schutzarten und Schutzklassen

Schutzarten und Schutzklassen sind essenzielle Klassifikationen in der Elektrotechnik, die die Sicherheit und Funktionsweise elektrischer Betriebsmittel bestimmen. Während Schutzarten den Schutzgrad eines Geräts gegen das Eindringen von Fremdkörpern und Feuchtigkeit beschreiben, definieren Schutzklassen die Maßnahmen zur Verhinderung eines elektrischen Schlags.


Beide Schutzmechanismen sind entscheidend für die sichere Anwendung elektrischer Geräte in verschiedenen Umgebungen. Sie beeinflussen sowohl die Langlebigkeit als auch den sicheren Betrieb von elektrischen Komponenten und stellen sicher, dass sie den jeweiligen Anforderungen und Umgebungsbedingungen standhalten.

Schutzarten nach IP-Code (Ingress Protection)

Die Schutzarten elektrischer Geräte werden durch den IP-Code (International Protection Code) klassifiziert, der in der Norm DIN EN 60529 (VDE 0470-1) geregelt ist. Dieser Code gibt an, in welchem Maße ein elektrisches Betriebsmittel vor Berührung, Fremdkörpern und Wasser geschützt ist.
Elektrische Geräte kommen in den unterschiedlichsten Umgebungen zum Einsatz – von trockenen Innenräumen bis hin zu stark feuchten oder staubbelasteten Industrieanlagen. Je nach Umgebung ist eine unterschiedliche Schutzart erforderlich, um eine sichere Nutzung zu gewährleisten.

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Aufbau des IP-Codes

Der IP-Code besteht aus zwei Kennziffern:

  • Erste Ziffer (Schutz gegen Fremdkörper und Berührung): Gibt an, wie gut das Gerät vor
    festen Objekten und Berührungen geschützt ist.

  • Zweite Ziffer (Schutz gegen Wasser): Zeigt den Schutzgrad gegen Feuchtigkeit und
    Wasser an.

Beispiele für Schutzarten:

  • IP20: Schutz gegen feste Fremdkörper ab 12,5 mm (kein Wasserschutz, für Innenräume
    geeignet).

  • IP44: Schutz gegen feste Fremdkörper ab 1 mm sowie gegen allseitiges Spritzwasser.

  • IP65: Vollständiger Berührungsschutz, staubdicht und Schutz gegen Strahlwasser.

  • IP67: Staubdicht und Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen.

  • IP68: Vollständiger Schutz gegen Staub und dauerhaftes Untertauchen.

Je höher die Zahlen, desto besser ist der Schutz. Während IP20 für den Einsatz in trockenen Innenräumen ausreichend ist, benötigen Außenbeleuchtungen oder industrielle Maschinen häufig IP65 oder höher, um vor Umwelteinflüssen geschützt zu sein.

Anwendungsbereiche:

  • IP20: Innenräume (Büros, Wohnungen)

  • IP44: Feuchträume (Badezimmer, Außenleuchten)

  • IP65-IP68: Industrie, Outdoor-Anwendungen, Unterwassergeräte

Schutzklassen elektrischer Betriebsmittel

Die Schutzklasse eines elektrischen Geräts beschreibt, welche Schutzmaßnahmen gegen einen elektrischen Schlag vorhanden sind. Diese Einteilung ist in der DIN EN 61140 (VDE 0140-1) festgelegt und umfasst vier Schutzklassen.


Elektrischer Schlag kann lebensgefährlich sein, weshalb verschiedene Schutzkonzepte entwickelt wurden. Diese Schutzklassen sorgen dafür, dass Geräte sicher verwendet werden können, unabhängig davon, ob sie geerdet sind oder nicht.

Voltmeter
Reparatur der Spülmaschine

Schutzklasse 0 (keine Schutzmaßnahme)

Geräte der Schutzklasse 0 haben keine zusätzlichen Schutzmaßnahmen außer der Basisisolierung. Sie dürfen in Deutschland und vielen anderen Ländern nicht mehr verkauft oder betrieben werden.

Schutzklasse I (Schutz durch Schutzleiter)

  • Geräte besitzen eine Basisisolierung sowie einen Schutzleiteranschluss (Erdung).

  • Im Fehlerfall wird die Spannung über den Schutzleiter sicher abgeleitet.

  • Typische Beispiele: Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Kühlschränke, Elektrowerkzeuge.

Kennzeichnung: Erdungssymbol (⏚)

Schutzklasse II (Schutz durch doppelte oder verstärkte Isolierung)

  •  Geräte haben eine doppelte bzw. verstärkte Isolierung, sodass kein Schutzleiter notwendig ist.

  • Sie bieten einen sehr hohen Schutz gegen elektrischen Schlag.

  • Typische Beispiele: Bohrmaschinen, Fernseher, Ladegeräte für Smartphones.

Kennzeichnung: Doppelquadrat-Symbol (⬜ ⬜ )

Schutzklasse III (Schutz durch Kleinspannung, SELV oder PELV)

  • Geräte werden mit Schutzkleinspannung (SELV, PELV) betrieben (max. 50V Wechselspannung oder 120V Gleichspannung).

  • Sie benötigen keine zusätzliche Isolierung oder Erdung.

  • Typische Beispiele: LED-Leuchten, Spielzeugtransformatoren, Akkubetriebene Werkzeuge.

Kennzeichnung: Symbol für Schutzkleinspannung (🔋 )

Unterschiede zwischen Schutzarten und Schutzklassen

Schutzarten und Schutzklassen werden oft verwechselt, obwohl sie unterschiedliche Aspekte der elektrischen Sicherheit betreffen.

Kriterium

Schutzarten (IP-Code)

Schutzklassen

Definition

Schutz gegen Fremdkörper &
Wasser

Schutz gegen elektrischen Schlag

Norm

DIN EN 60529 (VDE 0470-1)

DIN EN 61140 (VDE 0140-1)

Anwendung

Geräte, Leuchten, Gehäuse

Betriebsmittel, elektrische Werkzeuge

Beispiele

IP44, IP65, IP68

Schutzklasse I, II, III

Bedeutung der Schutzarten und Schutzklassen in der Praxis

Schutzarten und Schutzklassen spielen eine entscheidende Rolle bei der Sicherheit und Funktionalität elektrischer Betriebsmittel in unterschiedlichen Anwendungsbereichen. Die Wahl der richtigen Schutzmaßnahmen ist abhängig von der Umgebung, in der die Geräte eingesetzt werden.

Insbesondere in Gebäuden, der Industrie und im Außenbereich müssen Schutzklassen und Schutzarten sorgfältig auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmt sein.

Einsatz in Gebäuden

  • In Wohngebäuden werden Schutzklassen I und II bevorzugt, um elektrische Sicherheit zu gewährleisten.

  • In Badezimmern und Küchen sind höhere IP-Schutzarten erforderlich (z. B. IP44 für Feuchträume).

  • In Gewerbe und Industrie kommen Geräte mit Schutzklasse I und höheren IP-Schutzarten (z. B. IP65) zum Einsatz.

Einsatz in der Industrie

  • Maschinen und Anlagen müssen gegen Staub und Feuchtigkeit geschützt sein (IP65-IP68).

  • Elektrische Betriebsmittel in explosionsgefährdeten Bereichen erfordern spezielle Schutzmaßnahmen (EX-Schutz nach ATEX).

Einsatz im Außenbereich

  • Straßenbeleuchtungen, Außensteckdosen und Werbeanlagen benötigen mindestens IP44, in vielen Fällen sogar IP65 oder höher.

  • Elektrische Geräte für den Garten oder Baustellen sollten mit Schutzkleinspannung (Schutzklasse III) oder verstärkter Isolierung (Schutzklasse II) ausgestattet sein.

Fazit zu Schutzarten und Schutzklassen

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Schutzarten und Schutzklassen sind entscheidend für die Sicherheit elektrischer Betriebsmittel. Während der IP-Code den Schutz vor Staub und Wasser angibt, definiert die Schutzklasse den Schutz gegen elektrischen Schlag. Die richtige Auswahl dieser Schutzmaßnahmen sorgt für einen sicheren und langlebigen Betrieb elektrischer Anlagen und Geräte in unterschiedlichen Anwendungsbereichen.

 

Ein fundiertes Verständnis dieser Konzepte ist nicht nur für Elektrofachkräfte, sondern auch für Planer, Architekten und Betreiber von Gebäuden essenziell.

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